Der Welt-AIDS-Tag wird in diesem Jahr von einer anderen Pandemie verdrängt. Der Corona-Krise. Tatsächlich ist AIDS aber noch immer eine weltweit grassierende Krankheit. Trotz medizinischem Fortschritt haben noch nicht alle Menschen Zugang zur notwendigen Medizin. COVID-19 bremst eine positive Entwicklung nun zudem aus.

Mehr Corona-Tests führen zu weniger HIV-Tests

Weltweit infizierten sich 1,7 Millionen Menschen 2019 mit HIV. Beinahe 700.000 Menschen verstarben an der Folgekrankheit AIDS. Und das, obwohl die Behandlung mit einer bis zwei Tabletten täglich ausreicht, um als Infizierter ein gesundes Leben zu führen. Das Problem: Versorgungslücken, die während der Corona-Krise wuchsen. Durch eine Überlastung der Gesundheitsämter vielen Berichten der Tagesschau zufolge Testangebote aus. Frühe Tests und eine dadurch erfolgte Früherkennung sei nicht nur für den Krankheitsverlauf des Einzelnen entscheidend, sondern auch für eine Unterbrechung der Übertragungskette. „Wenn das Testangebot jetzt verknappt wird, kann es sein, dass das aufgeschoben und verdrängt wird. Dann erleben wir, dass Menschen zu lange damit leben und am Ende eventuell sogar Aids bekommen – was vermeidbar wäre“, sagt Holger Wicht von der Deutschen Aidshilfe gegenüber der Tagesschau.

Mangel an Personal und Ressourcen

Doch nicht nur das Personal und Ämter sind durch die Corona-Pandemie überlastet. Mittel finanzieller Unterstützung fließen vermehrt in die aktuelle Pandemie. Die Ressourcen werden umverteilt. Diese Erfahrung machen auch Ärzte. So schildert Oberarzt Björn Jensen aus dem Uniklinikum in Düsseldorf: „Wir haben ein Institut in Äthiopien. Dort erlebt man unmittelbar, wie ein Gesundheitssystem ohne Ressourcen unter der Corona-Pandemie leidet. Am Ende könnte es in der Corona-Pandemie dazu kommen, dass die Leute Angst haben und nicht in Krankenhäuser gehen.“

Forschung dennoch nützlich für alle Bereiche

Während die Corona-Pandemie seit beinahe einem Jahr um sich greift, bedroht AIDS die Weltbevölkerung bereits seit 30 Jahren. Zieht in schwer betroffenen Ländern sozioökonomische Folgen in nach sich und kostet täglich Menschenleben. Und dennoch könnte Corona das Thema AIDS verdrängen und allein in diesem Jahr zu knapp 300.000 zusätzlichen HIV-Infektionen und zu mehr als 100.000 Todesfällen führen. Forscher sehen allerdings auch einen positiven Effekt: Langfristig kann der Erkenntnisgewinn im Zusammenhang mit der Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 auch der Impfstoffentwicklung gegen HIV zugutekommen. Erkenntnisse, die durch die Corona-Forschung über das Immunsystem gewonnen wurden, dienen ebenso dem Fortschritt in der AIDS-Forschung.

Titelbild: © pfluegler photo / stock.adobe.com

Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH