Sensationsfund in Schweden: Ein größeres Vorkommen an den für die Energiewende so wichtigen seltenen Erden könnte Europa aus der chinesischen Abhängigkeit helfen. Doch was bedeutet der Fund tatsächlich und wie sieht der Markt aus?

Seltene Erden aus Schweden

Jahresbeginn 2023: Das schwedische Bergbauunternehmen LKAB hat das in Europa bislang größte Vorkommen an sogenannten seltenen Erden entdeckt. Mehr als eine Million Tonnen sollen in dem neuen Vorkommen in der Kiruna-Region zu finden sein, ließ LKAB vermelden. Seltene Erden sind unter anderem für die Herstellung von Elektrofahrzeugen und Windturbinen notwendig. „Das sind gute Nachrichten – nicht nur für LKAB, die Region oder die schwedischen Bürger, sondern auch für Europa und das Klima“, sagte Jan Moström, Präsident und Group CEO von LKAB, in einer Unternehmensmitteilung dazu. Derzeit gibt es ein Europa keine Mine für seltene Erden, und das, obwohl der globale Bedarf drastisch ansteigt. Die Europäische Kommission geht davon aus, dass bis 2030 ein fünfmal so hoher Bedarf vorhanden sein wird wie heute.

Der Grund für Seltenheitswert

Doch was sind seltene Erden überhaupt? Zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung im 18. Jahrhundert erhielten komplexe Oxide ihre Bezeichnung als „Erden“ – dabei sind es eigentlich Metalle. Zu diesen Elementen gehören etwa Scandium (benannt nach Skandinavien, wo es entdeckt wurde), das Quartett Yttrium, Terbium, Erbium und Ytterbium, allesamt nach ihrem schwedischen Fundort Ytterby benannt, Cer oder auch Lanthan (benannt nach dem griechischen Verb für „versteckt sein“). Die Elemente der seltenen Erden kommen in der Erdkruste häufiger vor als Gold. Allerdings – Nomen est Omen – treten sie nur selten an einem bestimmten Ort in einer ausreichenden Häufung auf, die den Bau einer Mine wirtschaftlich rechtfertigt. Eine solche Mine ist nur dann profitabel, wenn sie das gesamte Spektrum an seltenen Erden Käufer findet.

Chinesisches Monopol

Obwohl die Namensgebung gleich mehrerer Elemente der seltenen Erden vermuten lässt, dass in Schweden reichhaltige Vorräte zu finden sind, findet der Abbau der meisten dieser Metalle in China statt. Das Institut für seltene Erden präzisiert, dass chinesische Lagerstätten 2018 etwa 82 Prozent der weltweit abgebauten Rohstoffe ausmachten. 94 Prozent dieser Elemente stammt aus Bastnasitvorkommen.

Ein Grund dafür ist die hohe Komplexität des Verwertungsvorgangs. Nach dem Abbau müssen die seltenen Erden getrennt werden, was nur durch einen bestimmten chemischen Prozess möglich ist. China ist das einzige Land auf der Welt, das die gesamte Wertschöpfungskette vollziehen kann – vor allem die letzten Schritte im Trennungsprozess finden fast ausschließlich im Reich der Mitte statt. Das bedeutet, auch wenn andere Länder diese Elemente abbauen, müssen sie die Rohstoffe nach China bringen, weil sie sonst schlicht nicht nutzbar sind. Diese Monopolstellung hatte es China zwischen 2009 und 2011 erlaubt, die Preise hochzutreiben.

15 Jahre bis zum Abbau

Es verwundert daher nicht, dass die Bundesregierung derzeit versucht, Wege hinaus aus der Abhängigkeit von China zu finden. Zum Beispiel soll ein umfangreiches Recycling-Programm für die Einsparung von seltenen Erden sorgen. Nun liegt neue Hoffnung in der schwedischen Mine. Allerdings – so warnt LKAB selbst vor – wird es noch einige Jahre dauern, bis Schweden diese „Goldgrube“ angräbt. Jan Moström rechnet mit einem Zeitrahmen von etwa zehn bis 15 Jahren.

„Wir investieren bereits viel in die Erforschung des Vorkommens, aber wir erwarten, dass eine vollständige Erkundung mehrere Jahre lang dauern wird. Außerdem müssen wir feststellen, wie es mit Profitabilität und Nachhaltigkeit aussieht. Wir haben größten Respekt vor den Herausforderungen, die die Landnutzung mit sich bringt.“ – Jan Moström

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Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH