Andere Wirtschaftsbereiche leiden unter Inflation und den Ausläufern der Coronavirus-Pandemie. Wie verhält es sich beim Kunstmarkt? Wir werfen einen Blick darauf.
200 Millionen für Marilyn
So wie Sammler teure Oldtimer kaufen, seltene römische Münzen oder seit neuestem NFTs, sind auch Gemälde, Fotografien und Drucke seit jeher eine beliebte Investition. Ein gutes Beispiel dafür, mit welchen Zahlen der Kunstmarkt jongliert, bietet etwa die Aufstellung der zehn am teuersten versteigerten Werke des Jahres 2022. Barneby’s listet hier unter anderem Andy Warhols „White Disaster (White Car Crash 19 Times)“ von 1963 auf, Kaufpreis 85,4 Millionen US-Dollar. Gustav Klimts „Birkenwald“ von 1903: 104,6 Millionen US-Dollar. „Shot Sage Blue Marilyn“, ein weiteres Warhol-Werk von 1964, ging für 195,04 Millionen US-Dollar über den Tisch.
Allerdings besteht der Kunstmarkt bekanntlich aus mehr als nur den millionenschweren Meisterwerken. Einen genaueren Blick auf die Ein- und Verkäufe innerhalb Deutschlands bietet der Spartenbericht Bildende Kunst 2021 des Statistischen Bundesamts. Laut diesem streuten die Preise der verkauften Kunstwerke während des Untersuchungszeitraums stark. Der meiste Umsatz entstand im Segment zwischen 1.000 Euro und 5.000 Euro. Hierbei kommt Galerien, was die Verkäufe angeht, die größte Bedeutung zu. Außerhalb Deutschlands waren die Vereinigten Staaten von Amerika für ein Drittel der Galerien die wichtigste Region, dahinter folgten die Schweiz, Frankreich und Europa insgesamt. „Der asiatische Raum spielte bisher dagegen eine eher untergeordnete Rolle“, erklärten die Berichtsautoren. Die deutschen Galerien schätzen das Genre Malerei mit Abstand als wichtigste Kunstgattung ein, gefolgt von Skulptur, Zeichnung und Fotografie.
Kunst zieht Deutsche an
Weiterhin steigt das Interesse der deutschen Bevölkerung an Kunst. Die Zahl der „besonders interessierten“ Personen an der Kunst- und Kulturszene wuchs zwischen 2018 und 2022 von rund 6,84 Millionen auf 8,13 Millionen Personen an. Zu diesem Schluss kam eine Befragung des Statistikportals Statista. Die „mäßig Interessierten“ blieben dabei relativ stabil, während die Zahl der „kaum oder gar nicht“ Interessierten um rund zwei Millionen auf 40,53 Millionen sank.
Nebenjob statt Louvre
Allerdings besteht zwischen den Top-Auktionen und der Realität des Großteils deutscher Künstler eine erhebliche Diskrepanz. Laut dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V. (BVDG) hat die Mehrzahl der Kunstschaffenden Probleme damit, das tägliche Leben finanziell zu meistern. Viele von ihnen können von der Kunst allein nicht leben, suchen sich zum Ausgleich verschiedenartige Einkommensquellen, die teils auch außerhalb des Kunstsektors liegen. Das Einkommen schwankt stark nach Jahresverlauf, ist deutlich vom Wohnort abhängig und Ausstellungstätigkeiten werden oft nicht ausreichend vergütet.
Kunst als Investment
Allerdings ist am Kunstmarkt nie sicher, ob nicht ein Gemälde eines unscheinbaren Künstlers zur nächsten Mona Lisa avanciert. Zum Vergleich: Als Jean-Michel Basquiat im Jahr 1982 sein „Untitled“ malte, befand er sich gerade an der Schwelle vom Straßenkünstler zum Atelierkünstler. Heute ist „Untitled“ 85 Millionen US-Dollar wert.
So kann es immer sein, dass ein geschickter Investor die großen Namen der Zukunft gerade rechtzeitig erkennt und früh einsteigt. Laut Cash.Online ist der Markt vergleichsweise krisensicher, hält sich gegenüber Aktien, Anleihen und Immobilien wertstabil, wenn die Preise anderer Anlagen in Krisenzeiten fallen. Kunst kann als Absicherung gegen Inflation und Währungsschwankungen dienen.
Dieser Beitrag stellt keine Anlageberatung dar. Wenden Sie sich dafür an einen Berater Ihres Vertrauens.
Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH
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