Die Türkei befindet sich mitten in einer Inflation. Zwar hat sich die Lira nach der Abwertung früher im Jahr wieder ein bisschen erholt, doch die Wirtschaft ist so schwach wie seit dem Putschversuch im Sommer 2016 nicht mehr.
Die Zahlen
Im dritten Quartal hat sich das Wirtschaftswachstum der Türkei signifikant verlangsamt. Laut FAZ.net hatte das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum dritten Quartal 2017 nur ein Plus von 1,6 Prozent zu verzeichnen. Im ersten Quartal 2018 hatte das Wachstum noch 7,2 Prozent und im zweiten Quartal 5,3 Prozent betragen. Zwar hat die türkische Lira sich wieder einigermaßen erholt – dem Focus zufolge um 34,5 Prozent – doch die eigentlichen Opfer sind derzeit die türkischen Verbraucher.
Was macht die Landwirtschaft?
Ein großes Problem: Die Fokussierung Erdogans auf den Bausektor. Zwar hatte die Baubranche einen großen Anteil am Wirtschaftsboom der Türkei seit der Jahrtausendwende, doch dafür wurden andere Bereiche vernachlässigt – zum Beispiel die Landwirtschaft. Nun schrumpfte die Leistung des Bausektors um 5,3 Prozent und war damit vorrangig für das verringerte Wachstum verantwortlich. Weil die Türkei die fehlenden Anstrengungen in der Landwirtschaft durch Importe auszugleichen versuchte, profitierten die Handelspartner von der schwachen Lira, während die Türkei ins Minus ging.
Der Kampf um die Knolle
Wie sehr die Inflation die Verbraucher beeinträchtigt, zeigt das aktuelle Chaos um die Zwiebel. Der Preis hatte sich seit Jahresbeginn vervierfacht. Im November allein stieg er um 44,55 Prozent, wie das Handelsblatt berichtet. Ein Kilo Zwiebeln kostet 10 Lira, was sie derzeit zu einem Luxusgut macht. Die Reaktion Erdogans darauf: Razzien bei Gemüse-Großhändlern und in Lagerhäusern. Wer keine „fairen“ Preise anbietet, wird derzeit von der türkischen Polizei abgemahnt. Das zeigt, dass Konfliktpotenzial besteht – auch wenn die türkischen Bürger sich bislang nachsichtig mit den Preiserhöhungen zeigten.
An der Börse
Der Istanbul Stock Exchange (ISE), Leitindex der Türkei, befindet sich im Tiefflug. Am Montagnachmittag steht der Index mit minus 1,57 Prozent bei einer Punktzahl von 92.227,32 Zählern.
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