Der Handel an den Börsen läuft immer schneller und automatisierter ab. Modernste Technik verhilft zu Gewinnen in Millionenhöhe. Klassische Anleger bleiben dabei auf der Strecke. Diese Szenario beschreibt Micheal Lewis ins seinem Bestseller Roman „Flashbays“. Doch ist die internationale Börse schon so weit? Wenn ja, welchen Einfluss haben „Hochfrequenz-Händler“ tatsächlich?
Kritik aus eigenen Reihen
Wer das Buch gelesen hat, bekommt schnell einen Eindruck davon, wie der Börsenhandel in Zukunft aussehen kann. Die Betonung liegt dabei auf dem Wörtchen „Zukunft“ und nicht auf dem „Jetzt“. Hochfrequenzhändler versuchen in einem Bruchteil von Sekunden durch Käufe und Verkäufe Gewinnen zu erzielen. Und zwar so schnell, dass Marktteilnehmer auf klassischem Wege nicht folgen können. Kritik war bereits nach Veröffentlichung in den Reihen der Börsianer zu verorten: „Super geschrieben, ein tolles Buch, auch wenn es mit der Realität nur ansatzweise zu tun hat“.
Dass die Realität mit weit weniger Superlativen aufwartet, stellen bereits die Gewinne der Unternehmen unter Beweis, die auf Hochfrequenzhandel spezialisiert sind. „Lewis‘ These von sagenhaften Gewinnen in dem Bereich stand auch in auffälligen Kontrast zu den Gewinnen der Unternehmen, die auf diese Geschäfte spezialisiert sind.“, schreib bereits das Handelsblatt, und führt das Beispiel Virtu Financial ins Feld. Als eine der bekanntesten Firmen im Bereich des Hochfrequenz-Handels fallen ihre Gewinne vergleichsweise dürftig aus. Nach steuerlichen Abzügen erzielte das Unternehmen im zweiten Quartal 2016 einen Gewinn von 50 Millionen Euro. Enttäuschend für den begeisterten Flashboys-Leser.
Antritt zum wissenschaftlichen Gegenbeweis
Dass das von Lewis beschriebene Szenario seiner Fantasie entsprungen ist, haben die Professoren Robert Bartlett und Justin McCrary unter Beweis gestellt. In einem 50-seitigen Arbeitspapier mit dem Titel „Wie stark manipuliert sind die Aktienmärkte“ haben sie mehrere Techniken untersucht, mit Hilfe derer findige Hochfrequenzhändler in der Lage sein sollen, ihre Gewinne in Sekundenschnelle zu maximieren und dabei die Konkurrenz schon auf halber Strecke hinter sich zu lassen. Die Professoren konnten aus ihren Datensätzen keinen Beleg finden, der eine unlautere Strategie erkennen lässt.
Auch wenn die Vorwürfe des Autors nicht der Realität entsprechen, ist eines dennoch sicher: Der Finanzhandel beschleunigt sich nicht, weil es Flashboys gibt, sondern weil die technische Entwicklung ungebremst voranschreitet.