Erst am Dienstag hat Air Berlin den Insolvenzantrag gestellt und schon jetzt geht das Gezerre um die Überreste der Airline los. Während rund 8.500 Personen um ihre Arbeitsplätze bangen, steht die Lufthansa in den Startlöchern und macht Druck.
Finanzspritze der Bundesregierung
Die Nachricht des Großaktionärs Etihad, die finanziellen Unterstützungen nicht einhalten zu können, sei laut den Angaben des Unternehmens sehr überraschend gekommen. Zehntausende deutsche Urlauber hätten bei einer sofortigen Einstellung der Flüge keinen Rückflug mehr bekommen. Da die Bundesregierung der insolventen Fluggesellschaft einen Überbrückungskredit in Höhe von 150 Millionen Euro zusichert, kann der Betrieb voraussichtlich für die nächsten drei Monate aufrechterhalten werden.
Wer bekommt die Start- und Landerechte?
Bereits bevor der Insolvenzantrag gestellt wurde, sollen Gespräche mit den Konkurrenten Lufthansa und Easyjet geführt worden seien. Dabei geht es beiden Fluggesellschaften weniger um eine komplette Übernahme von Air Berlin, sondern mehr um die von der Fluglinie gehaltenen Start- und Landerechte (sogenannte Slots). Doch in der Insolvenz sollen die Slots meistbietend verwertet werden, um für die Gläubiger das Maximum herauszuholen.
Die Billigfluglinie Ryanair fühlt sich durch die Intervention der deutschen Regierung benachteiligt. Denn die Fluggesellschaft hat Schwierigkeiten, attraktive Landerechte zu bekommen. Und will die Aufteilung der Start- und Landerechte nicht einfach den Rivalen überlassen. Das Unternehmen hat Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt. Der CEO O’Leary befürchtet bei einer Übernahme durch die Lufthansa einen Ausbau des Marktanteils bei Inlandsflügen auf 95 Prozent. „Das ist ein völlig abgekartetes Spiel“, sagte er am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Die Beschuldigungen seitens Ryanair wurden von der Bundesregierung zurückgewiesen. „Die Vorwürfe von Ryanair, es handele sich um einen inszenierten Insolvenzantrag, sind abwegig“, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums.
Das Ende ist nah
Ein fliegender Wechsel ist bei den Air Berlin-Aktien zu erkennen. Am Dienstagnachmittag führte die Airline die Liste mit den meistverkauften Aktien an, was bei einer Ankündigung eines Insolvenzverfahrens durchaus üblich ist. Dennoch lag das Papier beim Online-Broker Flatex auch auf Platz 1 der meistgekauften Aktien. Risikobereite Schnäppchenjäger wittern ihre Chance. Die Aktionäre lassen den Kurs noch einmal nach oben schwellen, doch das Ende der Airline ist wohl vorprogrammiert. Ist dies der Fall, gehen die Aktionäre der insolventen Fluglinie leer aus. Dagegen ist die Aktie der Lufthansa stark angestiegen. Eine mögliche Übernahme der Start- und Landerechte von Air Berlin begeistert Anleger und lässt den Kurs in die Höhe treiben.
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