Die nun bereits seit 40 Jahren existierende Fluggesellschaft Air Berlin ist insolvent und steht kurz vor der Zerschlagung. Bereits mehrere Bieter hatten in den vergangenen Wochen ihre Angebote abgegeben. Darunter waren auch andere Airlines wie die Lufthansa, Easyjet, Condor und das Textilunternehmen Wöhrl. Gestern Abend fiel, nach Aussagen der Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider, dann die Entscheidung: Die Lufthansa soll den Löwenanteil übernehmen – samt der österreichischen Air-Berlin-Tochter Niki. Condor und Easyjet erhalten weitere Teile des insolventen Unternehmens. Die genauen Verhandlungen sollen jedoch noch bis 12. Oktober andauern.
Air Berlin: Ein fast fixer Plan
Die Lufthansa äußerte sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu den Informationen. Auch die anderen Verhandlungspartner wie Condor und Easyjet gaben an, keine Kenntnis über Beschlüsse zu haben. Air Berlin teilte zunächst nur mit, dass die Gläubiger den Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann sowie den Generalbevollmächtigten Frank Kebekus und den Sachwalter Lucas Flöther beauftragt zu haben, „die Verhandlungen mit den Bietern weiter zu führen und einen Abschluss anzustreben“. Diesem muss jedoch auch der Aufsichtsrat von Air Berlin zustimmen, sodass das Gremium am Montag zusammengerufen wurde. „Anschließend soll der Stand des Bieterverfahrens der Öffentlichkeit vorgestellt werden.“
Lufthansa baut Marktanteil aus?
Die Fluggesellschaft Air Berlin ist bereits seit Mitte August zahlungsunfähig und musste einen Notkredit der Bundesregierung in Höhe von 150 Millionen Euro in Anspruch nehmen. Die staatliche Unterstützung wurde in den Medien dabei viel kritisiert. Auch der neue Besitzer muss wohlmöglich viel Geld in das insolvente Unternehmen investieren. Trotz des bereits schon hohen Marktanteils der Lufthansa, scheint die Airline 78 Flugzeuge der insgesamt 144 übernehmen zu können.
„Viel mehr werden wir kartellrechtlich gar nicht machen können“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Mittwochabend in Frankfurt.
Bereits jetzt hat die Lufthansa-Gruppe einen Marktanteil von 34 Prozent und dieser Wert werde auch für die Kartellbehörden entscheidend sein. Zentral sind für die Lufthansa vor allem die 38 Maschinen, die Eurowings als Tochtergesellschaft bereits von Air Berlin geleast hatte. Doch auch über diese Übernahme ist noch nicht entschieden worden!
Nur für Zocker!
Die Aktie von Air Berlin hat auch im Zuge der neuen Mitteilungen, Spekulationen und Entscheidungen kräftig zugelegt. Aktuell kann das Wertpapier mehr als acht Prozent zum Vortagesschluss gut machen. Zeitweise schwebte die Aktie sogar 16 Prozent über dem Vortag. Aber Vorsicht! Die Aktie ist und bleibt ein reines Zockerpapier. Denn die derzeit von den Airlines Lufthansa, Condor und Easyjet gebotenen Beträge reichen nicht dafür aus, die hohen Schulden von Air Berlin zu begleichen. Aktionäre gehen daher leer aus.
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