Deutschland profitiert aktuell von einem Exportüberschuss von 8,6 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden Waren im Wert von 1.207,5 Milliarden Euro exportiert. Dem gegenüber steht ein Import von Produkten im Wert von 954,6 Milliarden Euro. Ein Überschuss von 252,9 Milliarden. Das schmeckt dem Ausland so gar nicht. Von allen Seiten hagelt es Kritik. Allen voran: Donald Trump. Und auch für den französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron sei die wirtschaftliche Situation nicht mehr tragbar. Warum eigentlich?

Deutschland wird zu mächtig!

So die einhellige Meinung des Auslands. Die Rechnung: Deutschland exportiert weitaus mehr als es an Waren einführt. Das bringe den Markt ins Ungleichgewicht und schädige auf lange Sicht den Euro. Vier Prozent Überschuss seien laut Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), gerecht, bei acht Prozent hört allerdings auch für sie der Spaß auf. US-Präsident Donald Trump bläst ins selbe Horn, holt aber noch ein bisschen weiter aus: „Deutschland missbraucht die EU als Instrument für die eigenen Interessen.“ Für Emmanuel Macron ist die wirtschaftliche Stärke Deutschlands „in seiner jetzigen Ausprägung nicht mehr tragbar“. Beispiel Griechenland. Die Bundesrepublik führt dorthin mehr aus, als es Griechenland im Gegenzug tut. Die Schulden auf griechischer Seite steigen. In den USA wird dann Geld nachgedruckt. Das ist in einer Staatengemeinschaft wie der Europäischen Union nicht möglich. Die Abhängigkeit gegenüber Deutschland nimmt zu.

Schäuble: „Das Problem wird sich im freien Markt lösen“

So einfach geht es wohl nicht. Seit rund sechs Jahren ist Deutschland in puncto Exportwirtschaft im internationalen Vergleich übermächtig. Und seit sechs Jahren hagelt es Kritik. Diese gilt vor allem der Haltung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Deutschland könne auf diese Entwicklung keinen Einfluss nehmen, versucht er Wettbewerbern stoisch weiszumachen. Am Exportwunder habe die eigene Bevölkerung aber kaum Anteil, sagt Sahra Wagenknecht. Die Gründe: Die Steuern zu hoch, Löhne zu niedrig, Investitionen in Infrastruktur und Bildung zu gering. Der Sparkurs Schäubles befeuert den Exportüberschuss und bremst gleichzeitig die Kaufkraft der Deutschen aus. Die Deutschen müssen mehr konsumieren können. Wirtschaftsexperten aus In- und Ausland sind sich einig: Rauf mit der eigenen Kaufkraft und allen ginge es besser.

Titelbild: fotomek