ProSiebenSat.1 hat kurz vor Jahresende noch einmal seine Gewinnerwartungen für 2017 reduziert. Der Konzern rechne lediglich mit einem leichten Gewinnwachstum. Der Grund für die schlechten Geschäftsprognosen sind Einbrüche bei den wichtigen TV-Werbeerlösen. Dort hatte die Sendergruppe Marktanteile an den Konkurrenten RTL verloren. Hinzu kamen Probleme im Fernseh- und Videogeschäft.

Im Kampf um Werbekunden

Sowohl ProSiebenSat.1 als auch RTL kämpfen derzeit um TV-Werbekunden. Die Gründe: Zum einen werden die Preise in der Werbebranche gedrückt, zum anderen ist der deutsche Markt insgesamt geschrumpft. Für ProSiebenSat.1 besonders bitter: Der aktuelle Sieger der Werbekundenschlacht heißt RTL. Bei dem Medienkonzern steigen die Erlöse leicht an, während sie bei ProSiebenSat.1 noch stärker als der Markt schrumpfen. Das Münchner Unternehmen hatte im Mai erstmals eingeräumt, die Entwicklungen des Marktes unterschätzt zu haben.

Umsatzziele: Abwärtsschraube bei ProSiebenSat.1

Statt eines Wachstums im hohen einstelligen Prozentbereich prognostiziert die Sendergruppe nur noch ein mittleres einstelliges Plus. Erschwerend hinzu kämen laut Aussagen des Unternehmensvorstands Ausgaben für den Umbau der defizitären Videotochter Maxdome. 40 Millionen Euro will der Sender dafür ausgeben. Zudem schlagen Fehlkäufe bei US-Serien im Wert von 170 Millionen Euro und verschobene Kundenaufträge zu Buche. Im dritten Quartal konnte ProSiebenSat.1 drei Prozent an Umsatz zulegen. Das Betriebsergebnis endet bei 202 Millionen Euro.

Hohe Verluste: Anleger geschockt

Bisher hatte der Sender seinen Anlegern ein deutliches Gewinnplus versprochen. Nun ist die Aktie am Donnerstag mit zehn Prozent Minus klarer DAX-Verlierer. Neben den Schwächen im Werbemarkt wurde der Abwärtstrend durch die Sorge, ProSiebenSat.1 könne den Leitindex wegen des zurückgegangenen Börsenwertes verlassen, verstärkt. Mit 25,12 Euro lag das Wertpapier auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als vier Jahren. Händler sprechen von einem herben Vertrauensverlust angesichts des wiederholt schlechten Ausblicks.

„Da schmeißen jetzt auch die letzten Optimisten die Stücke aus den Depots“, sagte ein Händler zu boerse-online.de.

Doch auch Konkurrent RTL erwartet lediglich ein leichtes Gewinnwachstum im Gesamtjahr. Hier sei zumindest ein stagnierendes Betriebsergebnis in Aussicht. Die prognostizierten Gewinne stammen jedoch nicht aus dem laufenden Geschäft, sondern werden aus einem geplanten Verkauf einer Pariser Immobilie erwartet. Die RTL-Aktie zeigte keine großen Veränderungen im MDAX und steht bei 25,96 Euro.

Titelbild: ©Sergey Nivens