Nach wie vor lässt die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins unangetastet. Dabei wird es auch noch eine Weile bleiben: Das zuständige Gremium innerhalb der EZB kündigt als frühestmöglichen Zeitpunkt für die Zinswende den Herbst des kommenden Jahres an.

Zwei Jahre Nullzinspolitik

Bei der Zinssitzung am Donnerstag bestätigten die Währungshüter der EZB, dass sie noch mindestens ein Jahr lang am Nullzins festhalten werden. Der geldpolitische Rat, das für den Leitzins zuständige Entscheidungsgremium der EZB, kündigt die Zinswende erst für den Herbst 2019 an. Demnach würde erst Mario Draghis Nachfolger die Wende einleiten. Aktuell hält die Nullzinsphase bereits seit zwei Jahren an – sie begann im März 2016 und hielt sich seitdem stetig. Damals hatte unter anderem der ehemalige Finanzminister Wolfgang Schäuble den Nullzins kritisiert: Seiner Meinung nach würde er die Altersvorsorge der Deutschen ruinieren. Der letzte Anstieg des Leitzinses erfolgte 2011.

Das Ende der Anleihen?

Bei den Anleihenkäufen ist die EZB dagegen entscheidungsfreudiger: Angeblich will sie den Einkauf von Anleihen bis zum Jahresende einstellen. Im Oktober sank das monatliche Kaufvolumen bereits auf 15 Milliarden Euro. Für einen kompletten Stopp darf allerdings der Konjunkturaufschwung nicht abreißen. Da dieser allerdings momentan bremst, ist unsicher, ob das Kaufprogramm tatsächlich enden wird. Auch einen formalen Beschluss zur Beendigung des Programms gibt es derzeit noch nicht. Seit März 2015 hat die Europäische Zentralbank Wertpapiere in einem Wert von 2,5 Billionen Euro gekauft, um die Konjunktur der Eurozone anzukurbeln. In Deutschland wurde das Kaufprogramm stark kritisiert.

Warnungen aus dem Westen

Für Howard Marks, einen Mitgründer von der Kapitalbeteiligungsfirma Oaktree, ist die Nullzinspolitik der EZB ein Warnsignal. Ähnlich habe die Finanzkrise 2008 begonnen – die er damals voraussah. Ob er auch diesmal recht behält, wird sich herausstellen. Aktuell sind mehrere wichtige Indizes jedenfalls im Sinkflug. Der Euro Stoxx 50 steht mit minus 1,75 Prozent bei 3.108,92 Punkten. Dagegen hat der DAX ein Minus von 1,76 Prozent zu verzeichnen und zählt 11.108,60 Punkte.

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