Der Standort Deutschland büßt in der Rangliste der für Familienunternehmen am attraktivsten Standorte vier Plätze ein. Damit landet die Bundesrepublik nicht nur im unteren Tabellendrittel, sondern auch hinter einem früheren Euro-Krisenstaat – schuld daran soll unter anderem die Steuerpolitik sein.

Portugal auf der Überholspur

Bei einer aktuellen Untersuchung im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen hat das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung – 21 OECD-Staaten unter die Lupe genommen. Von diesen landete Deutschland auf Platz 16. Die Tabelle wird von der Schweiz angeführt, gefolgt von Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Dabei sind jedoch bisher weder die US-Steuerreform noch die Auswirkungen des Brexit berücksichtigt. Auch Portugal, ein früherer Euro-Krisenstaat, konnte Deutschland überholen und liegt auf Platz 15. Das zeigt, dass die Attraktivität Deutschlands als Wirtschaftsstandort für Familienunternehmen sinkt. Diese machen mehr als 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland aus.

Die Gründe

Laut einer Pressemitteilung der Stiftung Familienunternehmen sind etwa die vergleichsweise hohen Steuern ein Grund dafür, warum Deutschland unattraktiv wird. Zum Vergleich: Dem Bundesfinanzministerium zufolge betrug die Unternehmensbesteuerung in Deutschland 2017 noch 29,83 Prozent. Nach der Reform in den USA sind nur vier andere Standorte noch teurer, darunter Japan und Belgien.
Auch führe die Erbschaftssteuerreform zu besonderen Erschwernissen für Familienunternehmen. Wie die Welt berichtet, müssen Firmenerben zum Beispiel ab einem Betriebsvermögen von 26 Millionen Euro je nach Erbfall nachweisen, dass die Zahlung der Erbschaftssteuer sie überfordern würde, damit sie davon befreit sind. Ferner müsse auch an den Strompreisen, der digitalen Infrastruktur und am Bildungsstandard gearbeitet werden.

„Die Ergebnisse des Länderindex Familienunternehmen müssen ein Weckruf für die Bundesregierung sein.“ – Prof. Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, in einer Pressemitteilung

Ein Weckruf für die Politik

Den Interessenvertretern zufolge liegt es also nun an der Politik, die Attraktivität Deutschlands wieder zu steigern. Der „Länderindex Familienunternehmen“ existiert bereits seit 2006 und analysiert alle zwei Jahre die attraktivsten Standorte anhand verschiedener Faktoren wie „Steuern“, „Regulierung“, „Finanzierung“ und „Energie“.

Titelbild: © weyo / Fotolia.com