Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gastronomiebranche sind verheerend. Nach den ersten Ausgangsbeschränkungen mussten bereits einige Betriebe permanent schließen. Nun droht der zweite Lockdown auch die Geldreserven der restlichen Gaststätten aufzubrauchen. Unternehmen, die ihr Konzept von Anfang an auf die Lieferung von Nahrungsmitteln oder Getränken ausgelegt haben oder zusätzlich zum normalen Betrieb über eine Bestelloption verfügen, haben es in der Krise nicht nur leichter, sondern konnten ihren Umsatz teilweise vervielfachen. Welche Lieferunternehmen konnten durch den Lockdown profitieren? Und welche Rivalen haben sich angesichts der Krise auf einen Waffenstillstand geeinigt?
Kochboxen frisch vor die Haustüre
Da Restaurants aktuell geschlossen sind, nehmen immer mehr Menschen ihre Mahlzeiten in den eigenen vier Wänden ein. Wer keine Lust auf Essenslieferungen von Lieferando und ähnlichen Anbietern hat, der ist mit HelloFresh gut bedient. Das deutsche Unternehmen liefert seit seiner Gründung 2011 fertig zusammengestellte Kochboxen inklusive aller Zutaten und dazu passenden Rezeptkarten. Perfekt für alle, die lieber selber kochen, aber den Menschenmassen im Supermarkt entgehen wollen. Das Geschäftsmodell boomt: laut Tagesschau konnte das Unternehmen seinen Umsatz im dritten Quartal um 120 Prozent auf 970 Millionen Euro erhöhen. Der Gewinn zwischen Juli und September belief sich auf etwa 74 Millionen Euro – dreimal soviel wie im Vorjahr. Die fast 20 Millionen Bestellungen, die Kunden aus 14 Ländern tätigten, sollen allerdings nicht das Ende sein. Das Management ist überzeugt, dass der Trend anhalten wird.
Durstlöscher per Flaschenpost
Wer keinen Hunger hat, sondern lieber eine kühle Erfrischung sucht, der wird online ebenfalls fündig. Die ehemalig konkurrierenden Getränkelieferdienste Durstexpress und Flaschenpost, werden nun sogar unter einem Dach vereint. Das 2016 gegründete Startup Flaschenpost liefert aus 22 Standorten etwa 60.000 Getränkekisten am Tag aus – und zog damit die Aufmerksamkeit des Oetker-Konzerns auf sich. Das besser als „Dr.Oetker“ bekannte Unternehmen hat mit „Durstexpress“ zwar schon einen Lieferdienst für Getränke in seinem Repertoire, möchte seine Position im Getränkemarkt laut ntv allerdings noch weiter ausbauen. Dem Informationsdienst Deutsche Startups zufolge belief sich der Kaufpreis auf eine Milliarde Euro. Die Verträge sind zwar bereits unterzeichnet, müssen allerdings noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden.
Gemeinsamer Feind
„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, heißt es. Besonders in diesen Krisenzeiten wird deutlich, dass gegenseitige Unterstützung auch unter Konkurrenten manchmal notwendig ist. Das beste Beispiel hierfür ist die neuste Werbeaktion von Burger King in Großbritannien. Über Instagram riefen die Burgerbrater auf: „Bestellt bei McDonalds“.
Genau wie in Deutschland, wird die Gastronomie in Großbritannien im Zuge der Corona-Pandemie aktuell vor Einschränkungen gestellt, die potentiell viele Jobs und Existenzen kosten könnte. Um die Branche zu unterstützen, appelliert Burger King die Kunden sich gelegentlich eine Mahlzeit von McDonalds, KFC, Subway oder Restaurants nach Hause liefern zu lassen. Sich selbst wollten sie dabei natürlich auch nicht außen vor lassen: „Einen Whopper zu nehmen, ist immer das Beste. Aber ein Big Mac ist auch nicht so schlecht.“
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