Der deutsche Einzelhandel schwächelt. Ein Grund dafür ist ein wachsender Sparwille. Experten fürchten eine Gewinninflation.
Einzelhandelsumsatz sinkt
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) Anfang Mai mitteilte, ist der Einzelhandelsumsatz im März 2023 um minus 2,4 Prozent (verglichen mit dem Vormonat) respektive um minus 8,6 Prozent (verglichen mit dem Vorjahresmonat) gesunken. Dabei stellte die Wiesbadener Behörde eine deutliche Diskrepanz zwischen nominalen und realen Ergebnissen fest, was deutlich das gestiegene Preisniveau im Einzelhandel zeige.
Vor allem der Einzelhandel mit Lebensmitteln ging dabei stark zurück – und hatte den stärksten Umsatzrückgang zum Vorjahresmonat seit 1994 zu verzeichnen. Als eine Ursache dafür identifiziert Destatis die erheblich gestiegenen Nahrungsmittelpreise (plus 22,3 Prozent zwischen März 2022 und März 2023). Insgesamt ging der reale Umsatz mit Lebensmitteln im März 2023 gegenüber dem Niveau pre Corona um 5,6 Prozent zurück.
Und auch der Umsatz im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln sowie im Internet- und Versandhandel brach ein (minus 7,2 Prozent seit März 2022). Verglichen mit dem Zeitraum vor der Coronavirus-Pandemie stieg er allerdings leicht an.
Lebensmittelpreise treiben Inflation
Der sinkende Einzelhandel mit Lebensmitteln kommt nicht von irgendwoher: Die Preise steigen in einem derartigen Tempo, dass sie sich deutlich auf die Inflation auswirken und diese wieder in die Höhe treiben. In einer Schätzung sprach das Statistikamt Eurostat von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Preise speziell für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen jüngst um 13,6 Prozent. Das führt dazu, dass vor allem einkommensschwächere Haushalte sich deutlich beim Kauf zurücknehmen.
Das Problem mit der Gierflation
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dabei die unverhältnismäßig steigenden Unternehmensgewinne als einen Treiber der Inflation identifiziert. Die Notenbankchefin Christine Lagarde warnte vor einer Dynamik des „gegenseitigen Hochschaukelns“, auch von einer Gierflation ist bereits die Rede.
Cash Online erklärt das so: Unternehmen neigten dazu, ihre Preise schneller zu erhöhen, um stärkere Inputkosten auszugleichen, als sie zu senken, wenn ihre Ausgaben zurückgehen. Dadurch hätten sie zwar länger höhere Margen zu verzeichnen, allerdings hat die EZB so ihre Schwierigkeiten damit, dies zu kontrollieren.
Der Druck auf die EZB bleibt also unverändert hoch. Seit Monaten versucht die Notenbank, die hohe Teuerung mit höheren Leitzinsen zu bekämpfen. Wie die Zeit berichtet, rechnen Experten am Donnerstag mit einer weiteren Zinsanhebung.
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